ONE HOUR PORTRAITS - DAS KONZEPT
Es ist immer wieder dasselbe: 15 Fragen, 15 Antworten, 24 Fotos und nach einer Stunde ist alles vorbei … Für ihre ONE HOUR PORTRAITS haben die Fotografin Monika Nonnenmacher und der Wortmaler SAXA gemeinsam zahlreiche Interviews mit ausgesuchten Personen geführt. Hierfür haben die beiden Kölner Künstler einen Rahmen konzipiert, der durch seine maximale Standardisierung den Fokus vollständig auf die Persönlichkeit der einzelnen Teilnehmer richtet. So waren die zeitlichen, örtlichen, technischen und inhaltlichen Bedingungen bei allen Interviews absolut identisch. Alle Teilnehmer kamen für eine Stunde in dasselbe Atelier, dessen Licht- und Raumverhältnisse stets gleich waren. Ein eigens für dieses Projekt entwickelter Fragebogen mit 15 offenen Fragen diente als fixe Grundlage der Interviews, in deren Verlauf auch die Fotoaufnahmen stattfanden. Bei den Fragen handelt es sich ausschließlich um offene Fragen, die viel assoziativen Raum lassen. Jeder Teilnehmer entscheidet, wie tiefsinnig und persönlich er wird. Die stets verschachtelten Doppel- bzw. Mehrfachfragen verlangen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und sorgen allein dadurch für eine erhöhte Konzentration und Fokussierung. Das Themenspektrum der Fragen ist bewusst weit gefasst, sodass sich ein umfassendes Meinungsbild und somit ein ebensolches Portrait des Teilnehmers ergibt. Die Auswahl der Projektteilnehmer geschah ausschließlich aufgrund der persönlichen Interessen der beiden Künstler, Antworten auf ihre Fragen von eben genau diesen Personen zu erhalten. Personen, die sie teilweise bereits persönlich kannten, teilweise aber auch erst in der Interviewsituation persönlich kennenlernten. Alle wurden schriftlich zur Teilnahme eingeladen und mittels eines identischen Kurzkonzeptes über die Art und Weise des Projektes informiert. Keiner der Teilnehmer erhielt jedoch vorab die Fragen, sodass es sich bei sämtlichen Antworten um spontane, zeit- und situationsbezogene handelt. Die zeitliche Begrenzung auf maximal eine Stunde sowie die Parallelität von Interview und Fotografie sorgten dafür, dass das in dieser Zeit entstandene Bild- und Textmaterial einen hohen Grad an Authentizität bezüglich inhaltlichem und äußerlichem Ausdruck aufweisen – Mimik und Mitteilung sind somit ausgeprägt kongruent. Die Bereitschaft, sich offen und ehrlich auf die Fragen einzulassen, wurde durch den von der Außenwelt nahezu komplett isolierten Raum (fensterloses Atelier in einem ruhigen Hinterhof) und den intimen Rahmen (jeweils nur ein Teilnehmer und die beiden Künstler) erreicht. Die räumliche und persönliche Atmosphäre sowie der Einsatz einer analogen Mittelformatkamera förderten zudem das Gefühl, in dieser einen Stunde etwas »aus der Zeit gefallen zu sein«. Das reduzierte mögliche Ablenkungen und sorgte für mehr Ausdruck als Eindruck seitens der Teilnehmer. Während der Interviews, die audio-digital aufgezeichnet wurden, entstanden mittels analoger W-Mittelformatfotografie (Hasselblad 6x6) eine Serie von jeweils 24 Bildern. Eines davon wurde anschließend seitens der Künstler ausgewählt. Hierbei lag der Anspruch darin, einerseits ein für die eine Stunde »typisches« Bild des Teilnehmers zu zeigen, andererseits ein unter formal-ästhetischen Gründen geeignetes auszusuchen. Dieses eine Bild eines jeden Teilnehmers diente anschließend als Vorlage für die Wortmalerei, bei der durch die Verwendung verschiedener Tuschestifte der zugrundeliegende Text verbildlicht wird. Auf diese Weise entsteht aus den Antworten auf die Fragen das dazugehörige Gesicht – von Hand auf die Leinwand geschrieben. Und das erlaubt dann im wahrsten Sinne des Wortes, gleichzeitig Gesichter zu sehen und deren Gedanken zu lesen.