Die Prosastücke der Sammlung ›Betrachtung‹ machen das Leben und die Atmosphäre in den alten Gassen mit ihren dunklen Winkeln, geheimnisvollen Gängen, blinden Fenstern, schmutzigen Höfen … – wie Kafka gegenüber Gustav Janouch äußert – wieder lebendig. Unter theoretischem Blickwinkel geht es um Raum und Räumlichkeit, die die fiktionalen Texte, jenseits ihres eigenen fiktionalen Raumes, den sie beanspruchen, zuallererst realiter gewissermaßen entwerfen. Dieser Entwurf vollzieht sich in der Bewegung von Innen nach Außen wie ebenso umgekehrt, des plötzlichen Aufbrechens in die Außenwelt, vom geschlossenen Zimmer weg, der Bewegung des Gehens in den Prager Gassen und schließlich wie der des Betrachtens dieser Welt aus den Innenräumen heraus. So entsteht eine Verbindung zwischen den Erzählungen und dem topografischen Phänomen Altstadt Prag. Die vorgeführten Schreibbewegungen in den Texten des Beteiligtseins und des Unbeteiligtbleibens sind auch ein Spiegel von Franz Kafkas hochkomplexer Annäherung an seine kulturelle Tradition wie gleichermaßen seines Befremdens gegenüber dieser Tradition.